Zu Beginn meiner Masterthesis erschien mir das Thema „Designmethodik“ als ein klar definierter Begriff – gebildet aus den beiden, mir durchaus geläufigen Begriffen, „Design“ und „Methodik“. Ich dachte, ich nehme einfach alles, was mir sowohl über den einen als auch über den anderen Begriff an eigenem Wissen zur Verfügung steht, addiere die Inhalte und erhalte als logische Folge die Bedeutung von „Designmethodik“. Nun, dem war – das kann ich jetzt rückblickend sagen – nicht so. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner einzelnen Teile, und auch in meinem Fall sollte sich diese Redewendung wieder einmal als wahr erweisen.

Quote Robert Hayes

John Chris Jones, einer der Wegbereiter der Designmethoden stellt in einem seiner ersten Bücher zu diesem Thema bereits fest, daß es keine allgemein gültige Art und Weise geben kann, die vorschreibt, wie man Designmethoden auszuwählen und anzuwenden hat.

„Is there any general theory, or set of prinziples, to which one can refer in selecting and combining design methods? The plain answer is ‘no’.“

John C. Jones, 1970(1)

1.3.1 Etymologische Betrachtung des Begriffs „Methode“(7)

Methode:
„Untersuchungs-, Forschungsverfahren; planmäßiges Vorgehen“ Das in dieser Form seit dem 17. Jahrhundert. bezeugte Fremdwort beruht – unter Einfluß von frz. méthode – auf einer gelehrten Entlehnung aus spätlat. methodus, das seinerseits aus dem griech. méthodos: „Weg oder Gang einer Untersuchung, nach festen Regeln oder Grundsätzen geordnetes Verfahren“ übernommen ist. 
Das griech. Wort bedeutet wörtlich etwa „das Nachgehen, der Weg zu etwas hin“. Es ist eine Bildung aus griech. metá : „hinterher, nach usw.“ und griech. hodos: „Weg; Gang“.

Duden 7, Das  Herkunftswörterbuch(8)

1.4.1 Definition des Begriffs „Wissenschaft“

Eine einheitliche Definition des Wissenschaftsbegriffs existiert nicht, da sich selbst Wissenschaftstheoretiker aufgrund der vorhandenen Methodenvielfalt und unterschiedlicher Ansichten uneinig sind.

Der Prozess methodisch betriebener Forschung und Lehre als Darstellung der Ergebnisse und Methoden der Forschung mit dem Ziel, fachliches Wissen zu vermitteln und zu wissenschaftlichem Denken zu erziehen. Die Wissenschaft beginnt mit dem Sammeln, Ordnen und Beschreiben ihres Materials. Weitere Schritte sind die Bildung von Hypothesen und Theorien. Sie müssen sich am Material bestätigen (Verifikation) oder bei Widerlegung (Falsifikation) durch neue ersetzt werden. […] Die Wissenschaft ist dem Ziel nach entweder theoretisch (‚reine‘) Wissenschaft oder angewandte (‚praktische‘) Wissenschaft und wird traditionell in Natur- und Geisteswissenschaft geschieden.
(Brockhaus-Entyklopädie)

2.1.1 Etymologie

„Design“, so erfährt man aus den etymologischen Wörterbüchern, stammt vom lateinischen Wort designare (vgl. designieren) ab, was mit „bestimmen“ übersetzt werden kann. Über das französische dessein (heute: dessin „Zeichnung, Muster“) und das englische, gleichbedeutende Wort design, kam das Wort in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in den deutschen Sprachgebrauch.

Im heutigen deutschen Sprachgebrauch zielt es auf einen formalen bzw. künstlerischen Aspekt und ist eng an das Gestalten von Formen und Gegenständen gebunden. Der Designbegriff tritt in diversen Kombinationen meist mit dem Beigeschmack des Ästhetisierten und Teuren auf und setzt (Designer-)Kleidung, (Design-)Möbel und (Designer-)Look in direkten Bezug zu Luxus.

Im angelsächsischen wird der Designbegriff weit weniger restriktiv verwendet. Er bezieht sich dort nicht nur auf die Anfertigung einer Zeichnung oder eines Artefakts, sondern beinhaltet auch den gestalterischen, lösungsorientierten Prozeß. Dieser erweiterte Designbegriff beschreibt den Entwurf, die Planung, die Konstruktion und die Erkenntnisgewinnung im Allgemeinen, wie die Beschreibung im Monolingual Dictionary belegt.

Zum direkten Vergleich des sprachlichen Gebrauchs folgen, einige Auszüge aus einem Duden, einem Herkunftswörterbuch, einem Fremdwörterbuch und einem Monolingual Dictionary(31):

Da Design mit Kreativität, Erfindergeist und Innovation verbunden wird, wird es oft in direkten Bezug zur Kunst gesetzt. Das ist Falsch. Zwar steht inzwischen so manches Designstück im Museum, vielleicht auch in einem Kunstmuseum, doch war dies sicherlich nicht die ursprüngliche Absicht.

„Kunst und Design sind grundsätzlich unterschiedliche Diskurswelten. Ersteres zielt auf individuelle Selbstverwirklichung, letzteres auf gesellschaftliche Problemlösung.“
(Gui Bonsiepe, 2002)(42)

Im Gegensatz zur Kunst ist Design also nicht frei in seiner Entfaltung und sollte nicht selbstbezogen sein. Es entspringt einer Aufgabe und ist ursprünglich an deren Erfüllung gebunden, die wiederum einem bewußten Entscheidungsprozesses unterliegt. Daher muß begriffen werden,
„daß es beispielsweise kein nichtdesigntes Handy gibt.“ 
Und folglich
„Begriffe wie «Design-Handy» oder «Design-Laptop» sind deshalb in etwa so intelligent wie «Architektur-Haus» oder « Literatur-Buch».“ 
(Markus Frenzl, 2006)(43)

Versucht man den Designbegriff einer der beiden Sparten Wissenschaft oder Kunst zuzuordnen, stellt man fest, daß eine eindeutige Zuordnung schwer möglich ist.

Das im angelsächsischen Sprachraum, insbesondere in den USA, weit weniger restriktive Verständnis des Designbegriffs und seiner Tätigkeitsfelder wird im folgenden Absatz genauer ausgeführt.

John. C. Jones führt in seinem Buch „designmethods“ im Kapitel „what is designing(47)“ einige Definitionen von Kollegen seiner Zeit auf, aus denen die Bandbreite der Disziplin und die Loslösung des „designs by drawing“ hervorgeht(48):

„finding the right physical components of a physical structure“ 
(Christopher Alexander, 1963)(49)

In den vorangegangenen Abschnitten wurde gezeigt, daß es sich bei Design nach neuerer Auffassung um eine komplexe Tätigkeit handelt, die mehrere Disziplinen bzw. deren Methoden vereint oder adaptiert, und es zur Aufgabe hat, Innovationen zu schaffen.

Die aufgeführten Beispiele zeigen selbstverständlich nur eine Auswahl der aktuell existierenden Ansichten zum Designprozess. Sie wurden als Vertreter aufgrund ihrer Zielsetzung und Bezug zum erweiterten Designbegriff bewußt ausgewählt.

Was den Designprozess so schwierig zu handhaben macht, ist die Tatsache, daß innerhalb des Prozesses jederzeit etwas passieren kann, was dazu zwingt, bereits abgearbeitete Stufen zu wiederholen und neu aufzurollen (iterative Prozesse). Daraus folgt meiner Meinung nach, daß der Designprozess zwar in verschiedene Abschnitte gegliedert, aber nicht linear, sondern nur iterativ beschrieben werden kann. Dies lässt sich anhand verschiedener Ansätze innerhalb der „Design-Community“ belegen. Allen folgenden Ansätzen sind die Eigenschaften der Gliederung und des iterativen Aspektes – mal mehr, mal weniger deutlich – zu eigen.

In seinem Buch “designmethods” stellt John C. Jones Design allgemein als einen Prozess dar, mit drei Stufen besteht:

analysis: breaking the problem into pieces
synthesis: putting the pieces together
evaluation: testing to discover the consequences of putting the new arrangement into practice

Wie in der Einleitung erwähnt ist Design zum einen ein Wirtschaftsfaktor geworden. Somit ist er an die Wertschöpfungskette gebunden und sollte daher für manche Finanzentscheidungen transparent und kommunizierbar, und – im Idealfall – wiederholbar sein. Deshalb findet ein methodisches Arbeiten auch im Design immer mehr Anklang. Darüber hinaus beschäftigt sich Design heute mit immer komplexer werdenden Aufgabenstellungen und ist daher eine inter- und transdisziplinäre Angelegenheit, die nach Beat Schneider einer Disziplinierung der Beteiligten in Ausdruck und Form bedarf.

Was nun eine Designmethode im speziellen Fall darstellt, hängt mit dem jeweiligen Designverständnis zusammen. Im Folgenden zwei allgemeine Ansätze der Beschreibung:

„A design method is any action one may take while designing“
(John C. Jones, 1980)(63)

Anmerkung: Diese Daten stellen eine Auswahl von relevanten Ereignissen dar.

Die Anfänge der Designmethoden sind eng mit dem Begriff des „Design Research“verknüpft, welches L. Bruce Archer auf der DRS (Design Research Society) Konference in Portsmouth als

„(…) systematic inquiry whose goal is knowledge of, or in, the embodiement of configuration, composition, structure, purpose, value, and meaning in man-made things and systems“

(L. Bruce Archer, 1981)(65)
beschreibt.

Design Research war eine Reaktion auf die steigende Komplexität und die damit verbundenen gestiegenen Ansprüche an das Design und gilt als der Beginn die Designdisziplin wissenschaftlicher zu betrachten. Als geistiger Ursprung für diesen Ansatz kann das in Deutschland in den 1920er Jahren gegründete Bauhaus gesehen werden. Dessen Methodologie fand seine Fortsetzung im New Bauhaus in Chicago – aus dem später das Institute of Design in Illinois, USA hervorging – sowie in der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm, Deutschland.