1.2 Designmethodik und Unternehmenskommunikation

Im diesem Abschnitt soll aufgezeigt werden, in welchem Zusammenhang „Designmethodik“ zu meinem Master-Studienschwerpunkt „Unternehmenskommunikation“ an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz (HTWG Konstanz) steht.

„Design ist im 21. Jahrhundert der Schlüssel des Wettbewerbs.“
Lee Bong-Ju, 2002(2)

Die Aussage aus der Wirtschaftswoche verdeutlicht vor allem eines: Egal, ob man diesen Satz nun mit dem Begriff des Designs als eine reine Oberflächengestaltung oder auf einen erweiterten Designbegriff (Design als Prozeß) bezieht,  Design ist heute ein entscheidender Wirtschaftsfaktor! 

Die Zeiten, in denen Designer sich mittels ihres selbst kreierten Kreativ-Status’ als Exoten außerhalb der normalen, anscheinend „unkreativen“ Wertschöpfungskette und deren Vertreter stellen konnten, sind vorbei. Design ist heute ein fester Bestandteil des Wirtschaftssystems und muß sich folglich mit den anderen, darin involvierten wirtschaftlichen Disziplinen nicht nur messen lassen sondern muß auch mit ihnen kommunizieren und kooperieren.

In der heutigen Wirtschaft gehen Kreativität und Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand. Vor diesem inter- und transdisziplinären Hintergrund muß sich das Design folglich als wissenschaftliche Disziplin positionieren, was eine begriffliche Schärfe und eine methodologische Stringenz erfordert. (vgl. Beat Schneider)(3)

In einem Artikel im Harvard Business Manager zeigt Richard Florida – er hält die Hirst-Professur für öffentliche Politik an der George Mason University in Arlington, Virginia – auf, wie Amerikas Wirtschaftswachstum von einem Schlüsselfaktor abhängt: 

„Der Offenheit für neue Ideen, die es ihm [dem Land, Anm.d. Autors] erlaubt hat, 
die kreativen Ideen seiner Menschen zu mobilisieren und zu nutzen.“ 
Richard Florida(4)

Diese Verbindung zwischen Wirtschaftswachstum und Kreativität läßt sich ohne weiteres auch für andere Länder nachweisen. 

„Denn wo immer die Kreativen – sprich: die Talente – hingehen, werden ihnen Innovation und Wirtschaftswachstum folgen.“ 

 Denn so heißt es weiter: „In der heutigen Wirtschaft gehen Kreativität und Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand.“
Richard Florida(5)

Richard Florida spricht in diesem Zusammenhang von einer „kreativen Klasse“, deren Aufgabe darin besteht, neue Ideen, neue Techniken oder neue Inhalte in den unterschiedlichsten Bereichen zu generieren. Dieser „kreativen Klasse“ gehören neben Wissenschaftlern, Musikern, Ingenieuren, Architekten, Entertainern, Lehrenden nicht zuletzt auch Designer an. In seinem Buch The Rise of the Creative Class analysiert Florida die Beziehung von Kultur, Kreativität und wirtschaftlichem Wachstum und weist nach, daß Kreativität als Standortfaktor entscheidend zu ökonomischem Erfolg beiträgt. Damit schließt er sich dem weit verbreiteten Standpunkt an, daß wirtschaftliches Wachstum in Industrieländern vor allem durch kreatives Handeln generiert würde. Um den jeweiligen Anteil der kreativen Klasse in verschiedenen Ländern zu ermitteln führte er zusammen mit seiner Doktorandin, Irene Tinagli, den Global Index der kreativen Klasse GCCI (engl. „Global Creative-Class Index“) ein. Bei einem Vergleich von 25 Nationen behauptet Florida, daß die Länder, die einen überdurchschnittlich hohen Bevölkerungsanteil der kreativen Klasse besitzen, auch wirtschaftliche Wettbewerbsvorteile haben.

Durch eine graphische Gegenüberstellung, möchte ich den Zusammenhang zwischen Kreativität und Wettbewerbsfähigkeit – basierend auf dem durchschnittlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) – der Länder im Vergleich zum jeweiligen GCCI-Wert aufzeigen. 

Für die Darstellung des BIP des jeweiligen Landes habe ich mich für die Zahlen des BIP über einen längeren Zeitraum (1995-2004) entschieden, und nicht für die Wachstumszahlen des BIP im Verhältnis 2002 zu 2001.

Dies hat mehrere Gründe. Zum einen kann damit die Nachhaltigkeit der Beiträge der „Kreativen Klasse“ besser veranschaulicht werden, da Innovationen sich nicht sofort auswirken. Zum anderen konnten damit dramatische Ereignisse, wie die Terroranschläge vom 11.September 2001, welche die Wirtschaftszahlen kurzfristige stark beeinflußten entschärft werden. 

Die beiden Ausnahmespitzen Estland und Lettland im BIP lassen sich durch den anhaltenden Wirtschaftsboom, der seit der Unabhängigkeit und der Überwindung der Rußlandkrise (1998/99) herrscht, begründen.

Das Ergebnis fiel insgesamt dennoch nicht so eindeutig aus wie erhofft!

Allgemein läßt sich aber feststellen, daß die Länder mit einem hohen GCCI-Index  ein durchschnittlich hohes Wachstum von über mind. 2,5 % halten können (Ausnahme Belgien). Vergleicht man nun Deutschlands (Rank 19, nach GCCI-Index) stagnierendes Wirtschaftswachstum seit 2001 mit einem europäischen Land, das im GCCI-Ranking führt und ein andauerndes, hohes Wirtschaftswachstum besitzt, z.B. Irland, wird ein Zusammenhang von Kreativität und Wirtschaft erkennbarer.

Wirtschaft lebt von Innovation! Dies gilt besonders für  Länder, die wie Deutschland beispielsweise aufgrund von hohen Lohnneben- und Produktionskosten als Produktions-standort uninteressant geworden sind. Diese wichtigen Innovationen wiederum sind die Beiträge eben der von Richard Florida eingeführten „kreativen Klasse“ für eine Gesellschaft, und sie spiegeln sich im Zustand der Wirtschaft eines Landes wider.
 araus wiederum ergibt sich der einleitend erwähnte unmittelbare Zusammenhang von Designmethodik und Unternehmenskommunikation. Ziel eines Unternehmens ist es, Gewinn zu erwirtschaften (was sich im BIP wiederfindet). Dieses Unternehmensziel erreichen Unternehmen über innovative Produkte und Abläufe, welche von Mitgliedern der „kreativen Klasse“ geschaffen oder gesteuert werden. Da sich so diese innovativen, strategischen und nutzergerechten Konzepte für Unternehmen erarbeiten lassen, rücken Designmethodik und Designmethoden in den Mittelpunkt von Unternehmenskommunikation.

Neben dem Aspekt der Innovation durch Designmethoden, gibt es noch einen anderen wichtigen Punkt für Designmethoden in der Unternehmenskommunikation – die Komplexität der Prozesse.

In einem Unternehmen laufen sowohl in der interne, als auch in der externen Kommunikation komplexe Fertigungs- und Kommunikationsprozesse ab. Diese betreffen unterschiedliche Abteilungen, Zuständigkeits- und Fachbereiche und müssen transparent gestaltet werden. Die Globalisierung der Märkte, die Ausweitung des Dienstleistungssektors, die Rationalisierung,  die Privatisierung und die Veränderung von der Informations- hin zu einer Wissensgesellschaft sind Aspekte, denen sich Unternehmen mit neuen Ansätzen 
stellen müssen.

„Die interdisziplinäre Arbeit der Designpraxis verlangt von Designern, dass sie sich 
in den Methoden ihrer Kooperationspartner auskennen und sich diese für ihre Zwecke aneignen.“ 
Uta Brandes(6) 

Designmethodik ist ein Ansatzpunkt, den Designprozeß für alle daran Beteiligten -– Unternehmer, Designer, Customer/User – transparent und somit nachvollziehbar zu machen, um gemeinsam – und nicht mehr allein im stillen Designerkämmerchen – neue  innovative Lösungsprozesse für die vorangegangenen Aspekte zu entwerfen und zu kommunizieren.

Abbildung 1: Global-Creativ-Class Index (GCCI) und durchschnittl. Bruttoinlandsprodukt (BIP)
 (eigene Grafik)

BIP / GCCI