4.4 MedioVis: AG MCI des Fachbereichs Informatik / Informationswissenschaften der Universität Konstanz

„MedioVis“ ist ein Forschungsprojekt und Datenvisualisierungs-Tool, das von Prof. Dr. Harald Reiterer an der Universität Konstanz geleitet wird. Studenten, Doktoranden und Mitarbeiter der AG MCI) des Fachbereichs Informatik / Informationswissenschaften entwickeln das Datenvisualisierungs-Tool „MedioVis“. Das Suchsystem wird unter anderem für die Mediothek der Universität Konstanz und deren Datenbestände angewendet, und erlaubt dort, bibliographische Daten des Medienbestandes zu recherchieren und bietet gleichzeitig unterschiedliche Sichtweisen der Ergebnisse an.

„Ziel der Forschungsarbeit ist es dabei, neue Maßstäbe im Bereich Benutzerfreundlichkeit und Benutzerzufriedenheit bei der Suche in Bibliotheken zu setzen. Am Ende des Projekts soll eine MedioVis-Version kostenlos für alle Benutzer und andere Bibliotheken bereitgestellt werden.“

(Website, MedioVis, Bibliothek der Universität Konstanz, 2006)(71)

Aus der Vielzahl der in „MedioVis“ eingebunden Möglichkeiten der Informationsdarstellung (Tabelle, „HyperGrid“, X-Y-Diagramm, Detailansicht, Warenkorb etc.) möchte ich eine genauer betrachten: das „Hyper-Grid“.

Das „HyperGrid“
In „MedioVis“ integriert ist die Funktion der „HyperGrid“, eine „Zoomtechnik zur Exploration komplexer Informationsräume“(72) Die AG MCI hat mit dem „HyperGrid“eine Kombination geschaffen – aus dem traditionellen Konzept der Tabelle, dem Browsers, sowie Raskins Zooming Interface Paradigma (ZIP) geschaffen (vgl. Raskin, 2000)(73).

Das Konzept des „HyperGrid“ ermöglicht dem User einerseits, sich über die tabellarische Anordnungsstruktur einen Überblick über eine Vielzahl von Informationsblöcken zu verschaffen – jeder Datensatz wird als einzeilige Tabellenzeile mit den wichtigsten „Attributen“ dargestellt. Andererseits ist es über die integrierte Zoomfunktion jederzeit möglich gewünschte Datensätze zu expandieren, um weitere Attribute dieser Informationsebene zu erschließen (siehe Abbildung 8).

Das HyperGrid greift dabei die zwei benutzerkontrollierten Parameter des ZIP auf. Die Position innerhalb der Informationslandschaft, die über Art der angebotenen Inhalte und Funktionalität entscheidet, wird von uns nach Rügers [1996(74)] als „Aspect of Interest“ (AOI) bezeichnet. Der AOI stellt einen thematischen Gesichtspunkt oder einen Oberbegriff innerhalb des Informationsraumes dar. Der Vergrößerungsfaktor bzw. der inhaltliche Detaillierungsgrad, den der Benutzer beim Zoomen in den AOI geboten bekommt, wird über den „Degree of Interest“ (DOI) gesteuert. Im HyperGrid sind beide Parameter jedoch nicht wie in der ZoomWorld stetig, sondern im Sinne des semantischen Zoomens abgestuft und in eine vertraute Tabellenstruktur eingebettet, um die Freiheitsgrade bei der Benutzung im Interesse der Handhabbarkeit einzuschränken und die Erwartungskonformität zu steigern.

(AG MCI, Universität Konstanz, 2005)(75)

Zusätzlich zu den oben beschriebenen Möglichkeiten bietet das „HyperGrid“ unter anderem eine dritte, tieferführende Ebene der Information an. Durch die Verlinkungen innerhalb eines Zelleninhalts ist es per Mausklick möglich, kleine Browserfenster innerhalb einer Zelle zu öffnen (siehe Abbildung 9).

Dieses Browserfenster ist an den Zoomeffekt der „HyperGrid“ angedockt, d.h. „durch einen animierten Effekt vergrößert oder verkleinert sich die individuelle Zellgröße je nach Interessenlage des Benutzers.“ (AG MCI, 2005)(77) Innerhalb dieses Browserfensters, das sich ähnlich eines Windows-Fensters auch bildschirmfüllend maximieren läßt, ist es wiederum möglich, Datensätze, Hyperlinks oder Media-Daten zu integrieren.

Abbildung 8: HyperGrid mit einigen Filmdaten aus der IMDb zum Stichwort „Martin Scorsese“
Bild-Quelle: AG Mensch-Computer Interaktion, Universität Konstanz
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MedioVis

Abbildung 9: Kleine Browserfenster überlagern das HyperGrid mit verlinkten Zusatzinformationen
Bild-Quelle: AG Mensch-Computer Interaktion, Universität
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