Da Design mit Kreativität, Erfindergeist und Innovation verbunden wird, wird es oft in direkten Bezug zur Kunst gesetzt. Das ist Falsch. Zwar steht inzwischen so manches Designstück im Museum, vielleicht auch in einem Kunstmuseum, doch war dies sicherlich nicht die ursprüngliche Absicht.

„Kunst und Design sind grundsätzlich unterschiedliche Diskurswelten. Ersteres zielt auf individuelle Selbstverwirklichung, letzteres auf gesellschaftliche Problemlösung.“
(Gui Bonsiepe, 2002)(42)

Im Gegensatz zur Kunst ist Design also nicht frei in seiner Entfaltung und sollte nicht selbstbezogen sein. Es entspringt einer Aufgabe und ist ursprünglich an deren Erfüllung gebunden, die wiederum einem bewußten Entscheidungsprozesses unterliegt. Daher muß begriffen werden,
„daß es beispielsweise kein nichtdesigntes Handy gibt.“ 
Und folglich
„Begriffe wie «Design-Handy» oder «Design-Laptop» sind deshalb in etwa so intelligent wie «Architektur-Haus» oder « Literatur-Buch».“ 
(Markus Frenzl, 2006)(43)

Versucht man den Designbegriff einer der beiden Sparten Wissenschaft oder Kunst zuzuordnen, stellt man fest, daß eine eindeutige Zuordnung schwer möglich ist.

Das im angelsächsischen Sprachraum, insbesondere in den USA, weit weniger restriktive Verständnis des Designbegriffs und seiner Tätigkeitsfelder wird im folgenden Absatz genauer ausgeführt.

John. C. Jones führt in seinem Buch „designmethods“ im Kapitel „what is designing(47)“ einige Definitionen von Kollegen seiner Zeit auf, aus denen die Bandbreite der Disziplin und die Loslösung des „designs by drawing“ hervorgeht(48):

„finding the right physical components of a physical structure“ 
(Christopher Alexander, 1963)(49)

In den vorangegangenen Abschnitten wurde gezeigt, daß es sich bei Design nach neuerer Auffassung um eine komplexe Tätigkeit handelt, die mehrere Disziplinen bzw. deren Methoden vereint oder adaptiert, und es zur Aufgabe hat, Innovationen zu schaffen.

Die aufgeführten Beispiele zeigen selbstverständlich nur eine Auswahl der aktuell existierenden Ansichten zum Designprozess. Sie wurden als Vertreter aufgrund ihrer Zielsetzung und Bezug zum erweiterten Designbegriff bewußt ausgewählt.

Was den Designprozess so schwierig zu handhaben macht, ist die Tatsache, daß innerhalb des Prozesses jederzeit etwas passieren kann, was dazu zwingt, bereits abgearbeitete Stufen zu wiederholen und neu aufzurollen (iterative Prozesse). Daraus folgt meiner Meinung nach, daß der Designprozess zwar in verschiedene Abschnitte gegliedert, aber nicht linear, sondern nur iterativ beschrieben werden kann. Dies lässt sich anhand verschiedener Ansätze innerhalb der „Design-Community“ belegen. Allen folgenden Ansätzen sind die Eigenschaften der Gliederung und des iterativen Aspektes – mal mehr, mal weniger deutlich – zu eigen.

In seinem Buch “designmethods” stellt John C. Jones Design allgemein als einen Prozess dar, mit drei Stufen besteht:

analysis: breaking the problem into pieces
synthesis: putting the pieces together
evaluation: testing to discover the consequences of putting the new arrangement into practice

Wie in der Einleitung erwähnt ist Design zum einen ein Wirtschaftsfaktor geworden. Somit ist er an die Wertschöpfungskette gebunden und sollte daher für manche Finanzentscheidungen transparent und kommunizierbar, und – im Idealfall – wiederholbar sein. Deshalb findet ein methodisches Arbeiten auch im Design immer mehr Anklang. Darüber hinaus beschäftigt sich Design heute mit immer komplexer werdenden Aufgabenstellungen und ist daher eine inter- und transdisziplinäre Angelegenheit, die nach Beat Schneider einer Disziplinierung der Beteiligten in Ausdruck und Form bedarf.

Was nun eine Designmethode im speziellen Fall darstellt, hängt mit dem jeweiligen Designverständnis zusammen. Im Folgenden zwei allgemeine Ansätze der Beschreibung:

„A design method is any action one may take while designing“
(John C. Jones, 1980)(63)

Anmerkung: Diese Daten stellen eine Auswahl von relevanten Ereignissen dar.

Die Anfänge der Designmethoden sind eng mit dem Begriff des „Design Research“verknüpft, welches L. Bruce Archer auf der DRS (Design Research Society) Konference in Portsmouth als

„(…) systematic inquiry whose goal is knowledge of, or in, the embodiement of configuration, composition, structure, purpose, value, and meaning in man-made things and systems“

(L. Bruce Archer, 1981)(65)
beschreibt.

Design Research war eine Reaktion auf die steigende Komplexität und die damit verbundenen gestiegenen Ansprüche an das Design und gilt als der Beginn die Designdisziplin wissenschaftlicher zu betrachten. Als geistiger Ursprung für diesen Ansatz kann das in Deutschland in den 1920er Jahren gegründete Bauhaus gesehen werden. Dessen Methodologie fand seine Fortsetzung im New Bauhaus in Chicago – aus dem später das Institute of Design in Illinois, USA hervorging – sowie in der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm, Deutschland.

Im Rahmen eines zweieinhalbjährigen Forschungsprojektes an der Universität in Bremen erarbeiten Hans Kaspar HugentoblerWolfgang Jonas und Detlef Rahe eine Methodenplattform für Design und Design Research. In diesem „Framework“ werden etwa 180 Methoden vorgestellt und in einer Matrix den unterschiedlichen Entwicklungsstufen des eigens gegliederten Designprozesses zugeordnet.